Wenig Distanz: 11mm
Gestern Abend ging mit der traditionellen Kurzfilm-Kuration 'Shortkicks' die 15. Ausgabe des 11mm Fußball-Film-Festivals zu Ende. Wir werfen ein paar Schlaglichter darauf, was in den letzten Tagen im Kino Babylon zu sehen war.
Den Preis für den besten Kurzfilm des Abends verlieh eine Jury am Ende des Abends ungefähr im Modus des Eurovision Song Contest. Zu dieser Jury gehörten mit den den Fußballern Bernhard Dietz, Babett Peter und Mitchell Weiser auch Menschen, die sich dank einer launigen Moderation als nicht die allergrößten Cineasten dieser Welt herausstellten. (Das gilt ebenso und noch mehr für Maximilian Arnold, der vom Festival Partner VFL Wolfsburg als Schirmherr für das Nachwuchs-Festival im Herbst delegiert wurde.) Insofern war es beruhigend, dass der richtige Film den Preis des Abends gewann: die szenische, dramatische Kurzdokumentation 'En la Boca', die in ungeschminkten Bildern eine Familie porträtiert, die im Schatten des Boca-Juniors Stadions La Bonbonera versucht, sich mit dem unlizensierten Verkauf von Bier und echten und gefälschten Tickets über Wasser zu halten.
Am Ende eines Festivals werden überhaupt gern Preise vergeben. So auch hier: Der Publikumspreis ging in einem Akt des Widerstands gegen die aktuellen Realitäten an einen Film über eine erfolgreiche Saison des 1. FC Köln ('Das Double 1977/78). 'Men in the Arena' von JR Biersmith ist ein passender Gewinner des Jury-Wettbewerbs dieser Ausgabe von 11mm - auch wenn dieser Wettbewerb ebenso wenig das A und O des Festivals ist, wie Tabellen und Pokale in wenigen seiner Filme im Mittelpunkt stehen. Aber der Film über Somalia, die Fußballer des ostafrikanischen Landes und vor allem die beiden jungen, hoffnungsvollen, aber situativ verzweifelten Spieler Sa'ad und Saadiq erzählt Geschichten die unter den (in Mogadischu und den anderen Orten Somalias allzu deutlichen) Zeichen von Zerstörung durch Krieg, Bürgerkrieg und terreur stehen, und damit eine der negativen Wendungen des Festival-Leitmotivs 'Fußball und Macht' aufzeigen. Der Film dokumentiert aber auch, wie Somalis in Sa'ads und Sadiqs Generation versuchen, ihr Land wieder aufzubauen.