442 ist schlecht
Vielleicht nicht immer und überall. In diesem Spiel aber schon. Union verliert mit einer der taktisch und hence spielerisch schwächsten Saisonleistungen gegen gar nicht mal besonders gute Düsseldorfer zwei Punkte.
Grundausrichtung
Zum ersten Mal seit dem Spiel in Sandhausen wechselte Jens Keller die Grundordnung der Mannschaft und setzte von Beginn an auf das 442, das zuletzt in einigen Partien in der Schlussphase zu sehen war. Dazu kam Philipp Hosiner statt Damir Kreilach in die Mannschaft, außerdem ersetzte Kenny Prince Redondo am Ende einer englischen Woche auf Linksaußen Simon Hedlund.
Anders als Union spielte Düsseldorf nur gegen den Ball im 442, Fink bildete dabei mit Hennings die erste Linie, während Bebou sich auf dem rechten Flügel einsortierte. In eigenem Ballbesitz fiel Bodzek oft zwischen die Innenverteidiger zurück, während vor allem Linksverteidiger Schmitz weit aufrückte. Davor probierten die Gastgeber verschiedene Staffelungen, bei denen mal Fink, mal Gartner und mal Bebou den 10er Raum und die zweite zentrale Position neben Kaan Ayhan besetzten.
Warum 442 schlecht ist
Düsseldorfs Defensivordnung ist ziemlich konventionell, die Mannschaft von Friedhelm Funkel entwickelt wenig Druck auf den Ball im Aufbauspiel und verteidigt dabei eher mannorientiert.
Es ist nicht offensichtlich, warum Keller gerade gegen diesen Gegner von dem Trio im Mittelfeld abgerückt ist und so potentielle Überzahlsituationen im Mittelfeld genauso aufgab wie im Spielaufbau zwischen der Aufbaudreierkette mit den verbliebenen Achtern vor sich und den beiden Pressingsspitzen.
Auf Grund dieses Formations- und Ausrichtungswechsels ist das Aufbauspiel Unions fast nicht zu bewerten, weil es mehr oder weniger nicht existierte. Bei Abstößen und Abschlägen, die einen signifikanten Teil der gesicherten Ballbesitzmomente im ersten Drittel ausmachten, verweigerte Union fast immer den Spielaufbau und ließ Mesenhöler den Ball stattdessen weit schlagen.
Dennis Daube war in der Folge schwach eingebunden und wurde vor allem aus der Innenverteidigung nicht gesucht, ähnliches galt für Kroos, wenn er sich nicht neben Leistner und damit vor den Düsseldorfer Abwehrverbund fallen ließ. So hatte Union extrem wenig Kontrolle über das Spiel.
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Die fehlende Spielkontrolle hatte dabei nicht nur relativ verheerende Folgen für Unions Offensivpräsenz, die sich in den beiden Toren fast vollständig erschöpfte.
Auch defensiv war Jens Kellers Mannschaft das gesamte Spiel über nur selten stabil, weil sie durch viele schnelle Ballverluste weder mit eigenem Ballbesitz die Zeit für Düsseldorfer Bemühungen verkürzen noch sich selbst sortieren konnte. Stattdessen kam Fortuna immer wieder zu Ballbesitz auf den offensiven Flügeln, oft auch in Standardsituationen. Auch wenn diese Situationen nicht besonders gut oder effektiv ausgespielt wurden,
Dass sich an diesen für Union problematischen Strukturen über die Dauer des Spiels nichts änderte, und auch die Wechsel dazu keinen Anlass gaben, gehörte zu den aus ihrer Perspektive frustrierenden Aspekten des Spiels. Formativ gab es erst eine Verschiebung, als Michael Parensen für Steven Skrzybski kam und Union die letzten Minuten in einem 451 spielte.
Was (halb) funktioniert hat
Nicht besonders viel. Selbst das Umschaltspiel, aus dem das 0-1 entstand, wurde nur selten so konzentriert umgesetzt wie in dieser Szene, in der Trimmel und Skrzybski nutzten, dass die Düsseldorfer Mannschaft nicht schnell genug in ihre Defensivordnung kam und deshalb auf dem Flügel in Unterzahl kam, bevor Hosiner sich im Strafraum richtig orientierte, aber auch recht konsequent allein gelassen wurde.
Davon abgesehen war, wie schon gegen Aue, das Pressing das stabilste Element in Unions Spiel. Obwohl die beiden Spitzen Hosiner und Polter liefen die Aufbaureihe der Fortuna geschickt genug an, lange Bälle zu erzwingen. Das ist allerdings eigentlich auch nur dann ein Teilerfolg, wenn es Strukturen gibt, mit diesen langen Bällen umzugehen. Das war bei Union in dieser Saison meistens der Fall, nach den vielen gewonnen Kopfballduellen (darin ist Union Ligaspitze) war es meist Stephan Fürstner, der die erste konstruktive Aktion übernahm.
Dass diese in Düsseldorf nur sehr selten gelang lag allerdings weniger am individuellen Fehlen von Fürstner, sondern auch und vor allem daran, dass die Passoptionen in der zentrale auch in diesen Momenten fehlten. Das Resultat waren viele ziellos herausgeschlagene Bälle.
Das wiederum war nicht nur für das Ballbesitzspiel schlecht, sondern minimierte auch die Effektivität des Pressings, da Düsseldorf oft ohne aufbauen zu müssen an der Schwelle zum Angriffsdrittel in Ballbesitz kam.
In der Schlussviertelstunde, in der sich das Ergebnis der Leistung beider Mannschaften annäherte, ließ sich Union außerdem im Pressing tiefer fallen, sodass Düsseldorf aus der Abwehr heraus direkter die offensiven Flügel finden konnte, so auch beim 1-2.
Szene des Spiels
Das 2-2, auch wenn der späte Ausgleich nur ein enttäuschendes Spiel auf den Punkt brachte. Dass nach dem Spiel sowohl Jens Keller als auch Spieler den Ballverlust vor der Flanke des sehr guten Bebou hervorhoben, wirkte, als verwechselten sie damit die partikularen Gründe für die Entstehung dieser Situation in ihrer Analyse mit den strukturellen, die in den 90 Minuten bis dato dazu geführt hatten, dass Düsseldorf viele ähnliche Momente hatte.