Ein vorhersehbares Spiel
In Aue treffen mit dem FC Erzgebirge/Wismut und Union zwei Mannschaften aufeinander, die sich an ihr jeweiliges Konzept halten und so ein vorhersehbares, aber interessantes Spiel produzieren, dass Union 2-1 gewinnt.
Grundausrichtung
Aue trat also mit dem 343 und den Mechanismen an, die es seit der Rückrunde der vergangenen Saison auszeichnen. Einige der Fragen, die sich daraus für Union ergaben, beantworteten Jens Keller und sein (Trainer-)Team damit, sich auf die individuelle Qualität der Mannschaft zu verlassen. So spielten die Sechser ihre gewohnt aktive Rolle im Pressing und nahmen so in Kauf, dass die Stürmer Aues in eins-gegen-eins Duelle mit Unions Abwehr kommen können, wenn es den Erzgebirglern gelingt, sie anzuspielen. Dazu, das zu erschweren, ist außerdem das Pressing selbst da.
Um Druck aufzubauen, lief Union zunächst recht hoch in 433-Staffelungen an, in denen abwechselnd Skrzybski und Hartel zusammen mit Polter und Hedlund auf Aues Dreierkette schoben. In etwas zurückgezogeneren Momenten orientierten sich Hartel oder Skrzybski nicht Aues linkem Halbverteidiger, sondern dem Flügelverteidiger der Sachsen, und griffen ihn (Hertner) aktiv an, wenn er den Pass bekam, den man so zugelassen hatte.
Unions 'Flügelstürmer'
Schon die gesamte Saison über ist zu verfolgen, wie die nominellen Flügelstürmer Unions im 4231/433 aus sehr tiefen und mittigen Positionen ihre Läufe in die Tiefe starten. Das war auch in diesem Spiel zu sehen, hatte gegen Aue aber wohl auch den spezifischen Zweck, Hedlund und Skrzybski dem direkten Zugriff ihrer möglichen Gegenspieler zu entziehen und Überzahlsituationen im Mittelfeldzentrum herzustellen.
Unions weit aufrückende Außenverteidiger binden dazu Aues Flügelverteidiger, sodass eigentlich nur noch die Halbverteidiger bleiben, um Unions Flügelstürmer mannorientiert zu verteidigen. Hätten sie das versucht, wären aber zu große Lücken neben oder im Abwehrzentrum für Vorstöße oder Sebastian Polter entstanden, sodass Aue lieber Hedlund und Skrzybski lieber im offensiven Mittelfeld frei ließ. Dass das kein großes Problem wurde (oder Union es nur selten nutzen konnte,) lag vor allem daran, dass die Angreifer Aues gegen den Ball recht gut Spieleröffnungen über Kroos und Prömel verhinderten und die Unterzahl im Mittelfeld ausglichen, sodass Union nicht all zu viele Pässe in und aus dem 'Zehnerraum' spielen konnte (am Ende gelangen den Gästen 7 Pässe sehr nah ans Tor, vier davon Flanken).
Wie Union sich seine Angriffe über Skrzybski und Hedlund vorgestellt hatte, zeigte etwa der Angriff zur nicht-ganz Chance von Sebastian Polter in der 28. Minute, als Leistner direkt zwischen Aues Abwehr und Mittelfeld auf Skrzybski spielen konnte. Stattdessen suchte man immer wieder Polter, der als einziger Angreifer in der letzten Linie auch ein wenig mehr zu den Seiten auswich und so mit einem starken gewonnen Zweikampf auch das 1-0 vorbereitete.
Strategisch fragwürdig
Nachdem beide Mannschaften leichte Verwirrung beim Gegner zu Toren nach Flanken genutzt hatten, ließ Union einmal mehr in dieser Saison Besonnenheit in Führung vermissen und sorgte so für eine spannende Schlussphase. Warum sich die Mannschaft von Jens Keller weiterhin konsequent weigert, in Führung liegend etwas weniger vertikal zu spielen und die eigenen Fähigkeiten zur Ballzirkulation nicht nutzt, bleibt unklar.
Gerade mit einem Mittelfeld aus Kroos, Fürstner und Prömel, unterstützt von Gogia, wären genug Spieler mit Sinn für balanciertes Positionsspiel vorhanden gewesen, sich darum zu kümmern. Strategisch erscheint das umso sinnvoller, da Aue bei etwas längerem Ballbesitz von Union in tieferen Zonen gezwungen wäre, aufzurücken und Konterräume (->Hedlund) Preis zu geben. Das war ohnehin schon der Fall, nachdem die Gastgeber die Dreierkette aufgelöst und schließlich noch mehr Stürmer eingewechselt hatten.
Szene des Spiels
Interessant an den Situationen, in denen Union höher presste, war, wie effektiv Skrzybski in einer tieferen Position war. Wenn Hartel vor ihm rechts in der ersten Pressinglinie anlief, verstellte Skrzybski hinter ihm im Halbraum den Passweg auf Flügelverteidiger Hertner und kam dabei zu guten Ballgewinnen ähnlich den torvorbereitenden gegen Kaiserslautern. In Aue leitete er so etwa seine eigene gute Gelegenheit nach 20 Minuten ein.