Erst schlecht, dann glücklich, dann nicht
Wie in der Rückrunde der vergangenen Saison spielt Union in Düsseldorf nicht gut, führt irgendwie trotzdem und verliert dann durch zwei späte Tore Punkte - diesmal mit einer 3-2 Niederlage.
Grundausrichtung
Anders als im Spiel vor einigen Monaten lief Union allerdings in diesem Spiel mit dem gewohnten System auf, inklusive der 2-1 Ordnung im zentralen Mittelfeld, in dem aber wieder Stephan Fürstner statt Marcel Hartel zum Einsatz kam, Kreilach rückte dafür eine Position nach vorn.
Jens Keller und sein Trainerteam lagen richtig damit, zu vermuten, dass Düsseldorf gegen Union nicht wie zuletzt 352, sondern (wie schon gegen Aue) im 4141 spielen würde. Überhaupt war Düsseldorfs Mannschaft deutlich umgestaltet, schon weil Ihlas Bebou nun für Hannover Tore vorbereitet. Für ihn und Lucas Schmitz spielten die Neuzugänge Davor Lovren und Benito Raman.
Probleme mit normalem Pressing
Vor allem in der ersten Halbzeit tat sich Union im Spielaufbau ausgesprochen schwer, Lösungen gegen das nicht besonders aktive, tiefe Angriffspressing Düsseldorfs zu finden. Kern dieses Problems war Stephan Fürstner, obwohl der an den fraglichen Situationen kaum aktiv beteiligt war - oder gerade deswegen.
Wenn Felix Kroos im Spielaufbau zwischen die Innenverteidiger zurückfiel, rückte nur Mittelstürmer Rouven Hennings in den Bereich zwischen Unions Aufbaudreierkette und Fürstner, während sich hinter Unions Sechser Sobottka und Neuhaus abwartend aufhielten. Es waren eher die beiden Mittelfeldspieler, die Fürstner aus dem Spiel nahmen, als Hennings, der nicht wirklich alle Passwege auf ihn hätte zustellen können. Das war aber eben auch nicht notwendig, da Fürstner, wenn er den Ball bekam, schnell genug unter Druck stand, ihn nicht nach vorn weiter spielen zu können. Da diese Situation auch leicht zu einer Pressingfalle werden konnte, in der Union in einem sehr unangenehmen Raum den Ball verloren hätte, vermied man oft Anspiele auf Fürstner ganz.
Das hatte zwei Auswirkungen: Zum einen änderte Union nach etwa 15 Minuten die Ordnung im Aufbau. Wenn überhaupt einer der Sechser in die erste Linie zurückfiel, war das nun Fürstner (oft links neben den Innenverteidigern). Doch wenn das geschah, hatte man ähnliche Probleme wie zuvor. Und wenn nicht, machte sich der zweite Aspekt bemerkbar: durch den Mangel an konstruktivem Spielaufbau kam ziemlich viel Unordnung in das Spiel (Unions und überhaupt). Auch lange Bälle auf Sebastian Polter - normalerweise Plan B in Unions Aufbauspiel - wurden nicht (erfolgreich) gespielt. Das lag vielleicht daran, dass man die Lehren aus dem Spiel in Bielefeld zu gründlich gezogen hat. Allerdings wird dieses Mittel wohl kaum ganz aus Unions Spiel verschwinden, und hätte in manchen Phasen helfen können, in das Spiel herein zu finden.
Polter war allerdings durchaus in Unions Spiel eingebunden, und an den wenigen vielversprechenden Aktionen Unions in der ersten Halbzeit beteiligt. So etwa der Chance für Hedlund nach 20 Minuten, als der Schwede nicht vor Torhüter Wolf zum Abschluss kam. Wie noch einige Male mehr - mit wechselhaftem Erfolg, versuchte Fabian Schönheim da, mit Dribblings ins Mittelfeld neue Optionen zu schaffen, und fand tatsächlich den sich anbietenden Polter mit einem flachen Pass. Auch dieses funktionierende Muster wurde jedoch nicht häufiger angewandt (siehe: Chaos), und vor allem nicht etwa von Akaki Gogia vom rechten Flügel aus repliziert, der auch deshalb sehr wenige gute Szenen hatte.
Gogias Spiel wurde durch seine gelbe Karte noch schwerer. Diese Verwarnung - und auch die für Toni Leistner - entstanden, weil Gogia etwas höher spielte als sein Pendent Hedlund und so hinter sich mehr Platz für Düsseldorfer Konter ließ, die mit unfairen Mitteln unterbunden wurden.
Zeitweilige Besserung
In der zweiten Halbzeit wurde das Spiel nicht viel besser, fand Union aber immerhin etwas mehr in es hinein und offensiv vermehrt statt. Erreicht wurde das, ohne die Probleme im zentralen Mittelfeld zu lösen. Diese Zone wurde stattdessen mit früher gespielten, schärferen halbhohen Bällen ins zentrale Mittelfeld überbrückt. Ähnliches war zuvor schon von Düsseldorf zu sehen gewesen, die damit ihrerseits lange Bälle in Unions dagegen robuste letzte Linie vermieden.
Union hatte nun deutlich mehr Aktionen in der gefährlichen Zone vor dem Strafraum, aus der es letztlich auf die ordentliche Zahl von 20 Pässen kam. Union kam so zu etwas mehr, wenn auch nicht besonders guten, Abschlüssen, Standardsituationen und schließlich Gelegenheiten zum Gegenpressing. All dies trug zur Entstehung der beiden Tore bei.
Dass sich das Spiel nach Unions Führung, und schon ab dem 1-1, noch einmal drehte, hatte damit zu tun, dass Düsseldorf sich nun wieder um Offensive bemühte.
Union defensiv
Aber natürlich auch damit, dass Union die Mannschaft von Friedhelm Funkel nicht eindämmen konnte. Schuld daran war - neben den individuellen Fehlern, die Jens Keller in der Pressekonferenz verärgert ansprach - dass sich Union weiter außer Stand zeigt, in Führung defensiven Ballbesitzfußball zu spielen. Im Gegenteil, die Ballbesitzphasen wurden, oft selbstgewählt, immer kürzer. Weder das Düsseldorfer Spiel gegen den Ball noch ein Mangel an eigener Qualität hätten Union in dieser Situation dazu zwingen sollen oder müssen.
Dass die Köpenicker trotzdem die Kontrolle über das Spiel so sehr abgaben, wie sie sie verloren, lässt sich hier ursächlich schwer klären.
Florian Neuhaus
Florian Neuhaus ist ein guter Fußballer. Das hat (fast) nichts mit seinem Siegtor zu tun. Schon vorher fiel der junge Mittelfeldspieler, der nach 1860s Abstieg zu Borussia Mönchengladbach wechselte und nach Düsseldorf verliehen wurde, positiv auf. Sowohl in Ballbesitz als auch defensiv zeichnet er sich durch sehr gutes Gefühl für Räume und zeitige Orientierung aus, und ist außerdem technisch gut und physisch stark genug diese Qualitäten effektiv einzusetzen. Auch wenn Uchidas Pass in der 90. Minute nicht der cleverste war, zeigte sich das auch, als Neuhaus diesen Pass abfing.
Szene des Spiels
Nach genau 15 Minuten hat Düsseldorf fast auf Höhe des eigenen Strafraums Einwurf, weil Fabian Schönheim dort ins Aus gedribbelt ist. Union presst den Einwurf mit Polter, Kreilach, Hedlund, Fürstner und Pedersen, doch Düsseldorf kann in die Mitte spielen und seinen Aufbau verlagern. Das versucht auch Union mit seinem Pressing, nun mit dem seitenverkehrten Personal.
Weil Akaki Gogia sich etwas unsauber positioniert ist Neuhaus anspielbar und bekommt den Ball. Nun trifft Felix Kroos die Entscheidung, ihn zu pressen - eine eher mittelgute Idee, weil einerseits Neuhaus gut und pressingresistent ist (siehe oben), andererseits der Passweg aus dem Raum, in den er sich hinein dreht, auf Sobottka offen steht. Sobottka schickt Raman, bekommt den Ball am Strafraum zurück, und verzieht seinen Schuss.
Diese Szene zeigt zum einen kleine Schwächen in Unions Pressing, die in dieser Saison immer wieder zu sehen sind, zum anderen die unglücklichen Entscheidungen, die typisch für diese Partie waren.