Nicht gut genug
Union verliert in Braunschweig verdient das Spiel und die Chance auf den Aufstieg.
Grundausrichtung
In Abwesenheit von Polter und Skrzybski entschied sich Jens Keller, wie zu erwarten, dafür, zum 433 zurückzukehren. Hedlund auf rechts und Redondo auf links besetzten die Flügel linear, Hosiner das Sturmzentrum mit ausweichenden Bewegungen ins offensive Mittelfeld.
Dagegen stellte Torsten Lieberknecht eine Mannschaft, die stark darauf fokussiert war, das Mittelfeld nach tiefen Ballgewinnen schnell zu überbrücken. Nominell spielte man dazu in ein 4132-Rautensystem, indem die Spieler an den Seiten der Raute aber eher die Flügel als die Halbräume im Mittelfeld besetzten.
Unions Probleme im Mittelfeld
Nicht erst seit dieser Saison hat Union immmer wieder Probleme mit der Raumaufteilung im Mittelfeld, vor allem wenn Damir Kreilach an der vorderen Spitze eines Mittelfelddreiecks spielt. Oft entstehen durch seine Bewegungen in die Spitze große Lücken zwischen defensivem und offensivem Mittelfeld. Daraus folgen Schwierigkeiten, spielerische Verbindungen und stabile Verteidigungsordnungen zu finden.
Auch dieses Spiel in Braunschweig präsentierte Variationen dieses Themas. Der auffälligste Aspekt hier war die (fehlende) Konterabsicherung Unions. Weil Union aus dem Spielaufbau selten ins offensive Zentrum kam, verlagerten sie ihre Angriffe oft im mittleren Drittel auf die Außen, wo Pedersen und Trimmel versuchten, sich in Dribblings durchzusetzen oder ihre offensiven Vorderleute zu finden. (Beides gelang Pedersen besser, während Trimmel eines seiner schlechteren Spiele in dieser Saison machte.) Erst wenn diese Bemühungen auf den Flügeln ins Stocken kamen, suchten die Außen wieder Verbindung in die Mitte, wo Kroos und Fürstner recht weit aufrückten um Kontakt zum Rest der Mannschaft zu halten. Weil die Anspiele von Außen ins Zentrum aber schlecht vorbereitet waren, kamen sie selten an, und führten im Gegensatz zu gefährlichen Ballverlusten.
Eben weil die beiden Sechser weit aufrückten und die oft sowohl die Sturmreihe als auch Kreilach in diesen Momenten vor dem Ball positioniert waren, bekam Union dabei auch keinen Druck auf den Ball und konnte so Braunschweigs - ohnehin simplen - Umschaltaktionen nicht verhindern. Weil Kroos und Fürstner, sowie eventuell einrückende Außenverteidiger, die einzige Gegenpressingreihe stellten, gab es hinter ihnen viel Platz für Braunschweiger Konter. So hatten die Gastgeber viele Gelegenheiten, Nyman oder Kumbela direkt anzuspielen. Beide, aber vor allem Kumbela, zeigten sich geschickt darin, diese Bälle entweder direkt abzulegen oder selbst mit Drehungen Richtung Tor zu verarbeiten und machten es der Abwehr Unions sehr unangenehm Braunschweiger Angriffe im Rückwärtsgang zu verteidigen.
All das war eher eine Frage von Momenten, nich durchgängigen Mustern. Gerade Kreilach hatte mehr Aktionen in tieferen Mittelfeldzonen als zuletzt, aber die Momente, in denen Union die gerade erklärten Strukturen zeigte, reichten aus, um Braunschweigs Konzept aufgehen zu lassen.
11 vs 10
Nach der gelb-roten Karte für Puncec füllte Keller die Viererkette nicht auf, sondern reduzierte sie zu einer Dreierkette. Damit sollte die offensive Präsenz nicht verringert werden, allerdings zeigten sich nicht nur beim 0-2 die defensiven Risiken dieser kaum einstudierten Umstellung.
Bei Reichels zweitem Tor war gut zu sehen wie Trimmel, Kroos und der zur Halbzeit auf der eher ungewohnten rechten Seite gekommene Thiel die Braunschweiger Außen Hernández und Reichel sowie Hochscheidt aneinander übergaben, bis Trimmel sich beim Anspiel auf Nyman falsch orientierte und Reichel aus den Augen verlor, der deshalb (nach einem starken Pass) frei zum Schuss kam. Dass diese Details in einer ungewohnten Ordnung nicht perfekt funktionieren, ist wenig überraschend.
Nach dem Anschlusstreffer durch Thiel nutzte Braunschweig dann die großen freien Räume neben Unions Dreierkette auf den eigenen offensiven Flügeln für einfache Entlastung und um zu weiteren Abschlüssen zu kommen. Auf diese Weise kam es auch zum entscheidenden 3-1.
An Unions Offensive änderte sich dabei nicht nur in der Ausrichtung, sondern auch mit Blick auf die Probleme wenig. Thiel war trotz seines Tores anzusehen, dass er in dieser Saison noch nicht gespielt hat. Korte, der für Fürstner kam, zeigte sich aktiv und sorgte für etwas mehr Verbindung im Mittelfeld.
Szene des Spiels
Der Fehler von Stephan Fürstner (7:24m AFTV), der eine erste gute Konterchance für Braunschweig einleitete, und so typisch für das Spiel wie untypisch für Fürstner ist.