Playing the Odds
Duisburg gelingt gegen Union ein spätes Ausgleichstor, nachdem Union sein bestes tat, dieses Szenario nicht zu verhindern. (Davon abgesehen, überhaupt in Führung gegangen zu sein.)
Die Grundzüge dieses Spiels waren aus den letzten Wochen und Unions letzten Partien bekannt: Gegen eine Mannschaft, die am Tabellenende steht, aber vielleicht etwas besser ist als ihr Punktestand, rückte Union Schnellangriffe in den Fokus seiner Offensivstrategie, ging in Führung und versäumte es danach, das Spiel ruhig zu kontrollieren. Während das zuletzt drei mal in Folge funktionierte, holte die Wahrscheinlichkeit, dass dem nicht immer so sein würde, Jens Kellers Mannschaft in Duisburg in Form eines späten 1-1 ein.
Dafür, dass eine andere Struktur in den Angriffsbemühungen effektiver hätte sein können, gab es (ebenfalls wie in den letzten Spielen) auch in der ersten Halbzeit Anhaltspunkte. So folgte Felix Kroos Abschluss nach Toni Leistners Dribbling in den Strafraum in der elften Minute auf die erste kurze Ballbesitzphase Unions nach Minuten, in denen es keinen einzigen angekommenen Pass gab. In dieser Situation schob Union das eigene Aufbauspiel in der Innenverteidigung bis weit in die gegnerische Hälfte und verkleinerte so den Raum, den Duisburgs 442 Defensivordnung verteidigen konnte, gemeinsam mit der Zahl der nötigen gelungenen Aktionen, um diese Ordnung aufzubrechen. Auch wenn diese Szene sich nur bedingt als Kopiervorlage für das Offensivspiel insgesamt eignet, zeigte sie immerhin, dass es einen anderen Weg als sehr früh und schnell vertikal gespielte Bälle in die Tiefe gab.
Diese Strategie kritisierte Jens Keller nach dem Spiel in ihrer Ausführung, indem er bemängelte, die Mannschaft habe zu wenige der Sprints in das offensive Drittel gezeigt, die es braucht, um sie effektiv umzusetzen. Wie diese Diagnose genau gestützt, und insbesondere von einem anderen Fehlermodus unterschieden werden kann, in dem diese Sprints zwar angedeutet, aber nicht genau genug angespielt werden, weiß ich nicht genau. Vor allem, da zu diesem Stil notwendigerweise Bälle nach vorn mit relativ geringer Ankommensrate gehören, fehlgeschlagene Versuche also auch häufig sind, wenn die Spielweise funktioniert.
Gerade in diesem Spiel hatten diese Läufe, vor allem von Hedlund und Gogia, aber auch nicht nur positive Effektive, wenn sie unternommen wurden. Wenn die beiden Union Außen in Räume hinter Duisburgs Abwehr starteten oder das versuchten, konnten sie nicht mehr die Räume zwischen den Duisburger Linien besetzen. Vor allem in den seitlichen Rechtecken, die sich zwischen den Viererketten der Hausherren aufspannten, war dann oft kein Union-Spieler. Das lag auch daran, dass Kroos und Prömel im Aufbau meist recht tief spielten und so diese (durch Hedlund und Gogias vertikale Bewegungen immerhin für Momente noch vergrößerten) Räume nicht besetzen konnten, während Unions Außenverteidiger in ihrer Vorwärtsbewegung auf den Flügeln bleiben.
So fand Union keine erfolgsstabilen Lösungen - außer den Freistößen von Christopher Trimmel, mit denen der Rechtsverteidiger ein weiteres Tor vorbereitete. Weil man auch danach (wieder) nicht zu defensivem Ballbesitz fand, kam Duisburg zu Chancen und letztlich dem Ausgleich.
Szene des Spiels
Der Moment mit dem größten spielerischen Überraschungseffekt war der Anstoß, bei dem Sebastian Polter den Mittelpunkt mit zwei seitlichen Schritten verlud und Marcel Hartel nach vorne anspielte, der in diesem Moment die Bewegung in die Tiefe zeigte, die Union später vermissen ließ. Aber auch, dass der nächste Pass (auf Hedlund) schon wieder nicht mehr ankam, versinnbildlichte dieses Spiel.
Aber erneut ist zum Schluss eine Rabona von Hartel erwähnenswert, nach 53:15 Minuten, im Aufstehen und unter Druck, nachdem Prömel und der ex-Kölner übereinander hinfielen.