Überführungsetappe
Union spielt in einem der unspektakuläreren Spiele der Saison zuhause gegen die Würzburger Kickers.
Präambel
Guten Tag aus einer gerade noch ein wenig sonnigen Alten Försterei, wo in etwas mehr als einer Stunde Union auf die Würzburger Kicker trifft.
Die Franken hatten Union im Hinspiel eine der unangenehmsten Aufgaben der Saison bereitet. Dass die Berliner in Franken trotzdem gewannen, war tatsächlich nur etwas Glück in der Defensive und einem phantastischen Moment von Collin Quaner geschuldet, denn insgesamt war der Aufsteiger im Herbst mit klugem Mittelfeldpressing und Fokus auf die gut eingebundenen Flügelspieler dem (mittlerweile als solchem gefestigtem) Aufstiegsaspirantem überlegen.
Mit Nejmeddin Daghfous wird heute allerdings einer der Protagonisten des Hinspiels verletzt fehlen. Dafür hat sich Würzburg auf einer ähnlichen Position zwar mit Sebastian Ernst, der aus Magdeburg kam, verstärkt, der Wechsel zu einem 352 in den letzten beiden Partien dürfte aber auch eine Reaktion auf den Ausfall von Daghfous sein.
Trotzdem konnte die Mannschaft von Bernd Hollerbach, der in der Wolfsburger Jugend einst Sebastian Polter trainierte, die starke Form des ersten Saisondrittels nicht ganz halten und liegt mittlerweile im Tabellenmittelfeld. Das es aus den letzten 10 Spielen nur noch einen Sieg gab muss darf wohl als Korrektur zur Normalität gewertet werden.
Dieses Spiel ähnelt einer Überführungsetappe insofern heute weder Saisonhighlights eingeplant noch entscheidende Entwicklungen zu erwarten sind - sich aber trotzdem, auf hügeligem Gelände, interessante Subplots entwickeln könnten.
Aufstellungen
Bei Union ändert sich nur, was ohnehin schon klar war, bei Würzburg (wohl doch nicht wieder im 352) spielt Schoppenhauer statt Müller. Schoppenhauer, der meine Buchstabierautomatismen auf eine harte Probe stellen wird.
1. Halbzeit
Nach einer durchaus abwechslungsreichen ersten Halbzeit (think: viele Ausreißversuche und ein Sturz, der die Führung der Gruppe, die sich gebildet hat, reduziert) führt Union 1-0, muss aber auf Roberto Puncec verzichten, der zu Recht mit Gelb-Rot des Feldes verwiesen wurde.
Zuvor hatte Union wie gegen 1860 eine druckvolle Periode nach den ersten Minuten, in der sie vor allem Skrzybski einsetzen konnten - der um sich hervorzutun allerdings auch keine Extraeinladung braucht. Würzburg fällt es in seiner 442-Raute schwer, die Flügel ausreichend zu besetzen. Stattdessen kann Union von dort nicht nur Flanken, sondern auch an der Grundlinie oder der Strafraumkante in die Mitte ziehen.
Mit Kroos in einer etwas tieferen Ausgangsposition beschränkte sich Unions Gegenpressing mehr als zuletzt auf die vorderen vier Akteure, gelegentlich unterstützt von den Außenverteidigern. Sebastian Polter nannte das nach dem Spiel eine schwächere erste Halbzeit vor allem in puncto Gegenpressing. In den (relativ seltenen) Momenten, in denen Würzburg aus dem eigenen ersten Drittel heraus spielen konnte, gab es dahinter große Räume anzugreifen, wie etwa bei Ernsts Chance nach 8 Minuten.
Zur zweiten Halbzeit wird nun Pogatetz kommen - wohl entweder für Hedlund oder Kroos. Dazu bieten sich zwei Formationen an: ein 441 oder 432. Für ersteres könnte Kroos weichen, die Flügel wären dann mit Hedlund und Skrzybski recht offensiv besetzt. Defensiv würde sich an der Statik weniger ändern, wenn Hedlund ginge und Skrzybski und Polter die Spitze bilden.
Update: Hedlund wird ausgewechselt, es sieht also nach der zweiten Option oder einem 441 mit einem der ZM auf dem Flügel aus.
2. Halbzeit
Die zweite Halbzeit folgte einem simplen Muster: Union verteidigte kompetent, Würzburg griff ohne Finesse oder effektives Konzept an. Nicht nur, wer etwa bei Unions Spiel im Herbst in München gesehen hat, wie ruhig und konzentriert Jens Kellers Mannschaft solche Situationen herunterspielen kann, sollte vom Ausgang des Spiels in dieser Konstellation nicht überrascht sein.
Während nach dem Spiel Bernd Hollerbach die mangelnde Durchschlagskraft der Angriffe seiner Mannschaft darauf zurück führte, dass sie eben auf dem Flügel die 1-v-1 Duelle nicht gewonnen habe, gestand Schoppenhauer zu, dass ständige Flügelangriffe nichts brächten, wenn man damit nicht in die gegnerische Defensivformation eindringen kann. Würzburgs Problem lag nicht nur darin, dass nicht funktionierte, was sie versucht haben, sondern auch, dass sie nicht sehr effektive Mittel einsetzten. Vor allem gelang es den Franken so nicht, die Überzahl zu nutzen. Während in der ersten Halbzeit die gefährlichsten Momente nach Angriffen durch das Zentrum zu Stande kamen, wo Hollerbach vor allem aus defensiven Gründen auf eine Raute setzte, verlegte man sich auf Flügelangriffe, in denen es kaum Überzahlsituationen gab.
Genau das fehlte Würzburg in dieser Halbzeit in Überzahl. Während die Franken in einem 343 die Flügel ansteuerten, verteidigte Union in einem zunehmend passiven 441 mit Skrzybski in der Viererreihe, aus der er in den (immer selteneren) Ballbesitzphasen nach vorn schob und die Formation so zu einem 432 machte.
Weil es in dieser Ordnung Sebastian Polter gut gelang, Bälle in der Spitze festzumachen, wie auch Toni Leistner nach dem Spiel hervorhob, hatte Union trotz sehr geringem Ballbesitz immer eine Offensivpräsenz, die zusätzlich Druck von der Verteidigung nahm. Allerdings gelang es Würzburg - eine Mannschaft die, in Toni Leistners Worten, "mit Ball relativ wenig klar kommt" - auch unabhängig von Unions Defensive nicht, diesen Druck aufzubauen. Vor allem der starke Ernst war in der zweiten Halbzeit weniger präsent, weil die Franken selten den Weg in Unions Verteidigungsblock und damit den Zehnerraum fanden.
Als Kreilach schließlich zum 2-0 traf, war das Spiel entschieden.