Warum diese Union Mannschaft ein schlechter Tanzpartner wäre
Die Begegnung zwischen dem SSV Jahn Regensburg und Union bringt einen nicht-so-souveränen-wie-es-aussieht 2-0 Auswärtssieg für die Köpenicker, aus dem nicht sehr viel folgt.
Weil sich an Unions Herangehensweise nur Details ändern und auch Regensburg taktisch nichts besonders spannendes macht, sind an diesem Spiel nur einige Aspekte interessant. Der erste davon hat mit dem etwas kuriosen Spielverlauf zu tun, in dem einem verschossenen Elfmeter von Regensburg nach weniger als einer Minute die Führung für Union durch einen gut ausgespielten Konter folgte.
Union kann schlecht führen
Was dann geschah ist nicht neu in dieser Saison: Union ging mit der Führung nicht sonderlich geschickt um und verzichtete einmal mehr auf ruhiges Ballbesitzspiel und Spielkontrolle.
Das ist offensichtlich Absicht: Das Trainerteam und seine Mannschaft möchte lieber jeden Umschaltmoment nutzen, als das Spiel in einem langsameren Rhythmus zu bestimmen. Dass einige der Konter in der ersten Halbzeit zumindest im Ansatz gefährlich waren, scheint diese Entscheidung auch zu untermauern. So zu argumentieren unterschlägt aber sowohl defensive wie offensive Gegebenheiten.
Denn einerseits war Regensburg durchaus einige Male gefährlich, machte mit vielen schlecht gewählten Abschlüssen aber wenig aus den Spielanteilen, die Union dem Jahn überließ. Ablesen lässt sich das an den xG Statistiken von FiveThirtyEight, in denen Regensburg am Ende deutlich führte, wenn man auf Aktionen in Tornähe schaut (non-shot xG), aber zurücklag, wenn man nur die abgegebenen Schüsse in Betracht zieht (shot based xG). Natürlich hat das auch mit der effektiven Verteidigung in der letzten Linie Unions zu tun, ist gegen effizientere Gegner aber durchaus riskant.
Andererseits kamen Unions gefährlichste Offensivszenen zu Stande, wenn der Ball ein paar Pässe lang gehalten und konstruktiv aufgebaut wurde - und nicht nach den oft etwas unsauber ausgeführten Kontern. Ersteres Mittel öfter einzusetzen wäre also die defensiv stabilere, aber nicht unbedingt eine defensivere Option gewesen.
In einem Wort: Union kann schlecht führen.
Mittelfelder
Auch die Konstellation der Formationen beider Mannschaften (Regensburgs flaches 442 gegen Unions 433/4231) hätte dem Team von Jens Keller eigentlich Gelegenheit geben sollen, das Mittelfeldzentrum mit der 3-2 Überzahl dort zu kontrollieren. Vor allem, wenn Hedlund und Gogia mit wie zuletzt recht tiefen und zentralen Grundpositionen diese Überzahl noch erweitert hätten.
Das haben sie aber nicht, was uns zum zweiten Aspekt des Spiels bringt: der Rolle der Außen, die wieder mehr wie echte Außen spielten, und von Hartel, der sich deutlich seltener als bisher neben Prömel oder Kroos fallen ließ.
Stattdessen wich "der U21 Nationalspieler" öfter in den linken Halbraum aus. Das war ein Grund für Hedlunds breite Positionierung und diente dazu, bei den angestrebten Kontern größere Präsenz in der Offensive zu haben. In der Tat kam Union so zu mehreren Kontern, bei denen die vier Offensivakteure eine isolierte Viererkette angreifen konnten, die nicht einmal komplett war, wenn einer der Verteidiger durch einen verlorenen Zweikampf aus dem Spiel genommen wurde. Das geschah einige Male, weil Regensburgs Abwehrspieler Hartel ins Mittelfeld verfolgten.
Andererseits verlor Union so das Übergewicht im Zentrum - auf das man, wie gesagt, aber ja keinen Wert legte.
Szene des Spiels
Nach 10 Minuten bekommt Regensburg eine Ecke, die Union zuerst unvollständig, dann erfolgreich klärt. Dieser erfolgreiche Befreiungsschlag landet (tief im linken Halbraum) bei Hedlund, der daraufhin einen spektakulär schlechten Fehlpass zurück ins eigene defensive Mittelfeld spielt.
Diese Szene war auffällig, da nach Regensburgs vielen Flanken und Standardsituationen Union noch mehrmals versuchte, sich über Hedlund zu befreien, der Schwede in der Folge aber nicht mehr an den Ball kam. Genauer zu betrachten, ob das daran lag, dass Hedlund schlecht stand oder reagierte, oder ob eine andere Staffelung sinnvoll gewesen wäre, hätte einer der interessanten Analyseaspekte des Spiels sein können - ist aber nur anhand des Fernseh-Bildmaterials nicht aufzulösen und fällt deshalb aus.
Eine lobende Erwähnung gibt es für den Rabona Steilpass von Hartel in der Nachspielzeit der ersten Hälfte.