Feature oder Bug

Union-Aue

Spieltag 1, 4. August: 1. FC Union 1 - 0 FC Erzgebirge Aue. Die Aufstellungen zu Beginn: Aue auch unter seinem neuen Trainer Daniel Meyer wie gewohnt mit Dreierkette, Union im 433 mit vier Neuzugängen.

Wenn eine Mannschaft, wie Union gerade, mit neuem Trainer und einigen neuen Spielern in eine Saison geht, stellt sich bei allen beobchteten Eigenheiten die Frage, ob es sich dabei um echte Merkmale der neuen Ordnung handelt, oder um Artefakte, die in der Arbeit der kommenden Wochen noch angepasst werden (sollen). Das 1-0 zum Auftakt gegen Aue zeigt sicher beides, aber gibt noch keine sicheren Antworten, was was ist.

Gleich in seinem ersten Spiel machte Urs Fischer eine Erfahrung, die für Union Trainer der letzten knapp 10 Jahre essentiell ist: Dass es irgendwann, früher oder später, die verlässlichste Handlungsoption ist, Micha Parensen aufzustellen. In diesem Spiel wurde er Lars Dietz als Partner für Marvin Friedrich in der Innenverteidigung vorgezogen, und spielte so verlässlich, wie man es sich erhoffen würde.

Ansonsten spielte Union in einem 433 mit Ken Reichel als Linksverteidiger, Akaki Gogia auf dem rechten Flügel, und Manuel Schmiedebach und Grischa Prömel im Mittelfeld hinter Marcel Hartel. Felix Kroos und Simon Hedlund mussten also erstmal zuschauen.

Mittelfeld-Aufgaben

Schmiedebach und Prömel spielten dabei eher als Doppelsechs statt als Sechser-Achter Kombination, hatten aber trotzdem unterschiedliche Rollen. Während Schmiedebach sich eher horizontal bewegte und zur insgesamt guten defensiven Ordnung beitrug, hatte Prömel viele vertikale Läufe ins offensive Mittelfeld und bis in die letzte Linie zu machen. In diesen Läufen bekam er auch Zuspiele - vor allem hohe und lange von Rechtsverteidiger Christopher Trimmel. Diese Bälle waren aber schwer zu kontrollieren und vor allem fehlte oft eine klare Anschlussaktion, also etwa die Möglichkeit, einen der Stürmer in einem weiteren Lauf hinter Aues Abwehr anzuspielen. So machte Prömel insgesamt ein etwas unglücklich wirkendes Spiel.

Trimmel

Der neue Kapitän Trimmel spielte gewohnt druckvoll; Photo: Felix/Union in English

Diese Rollenverteilung war allerdings nicht besonders starr, und immer wieder tauschten die drei Mittelfeldspieler ihre Positionen. Es lässt sich außerdem sowieso kaum vermeiden, dass Marcel Hartel versucht, sich Bälle tiefer als auf seiner 10er Position abzuholen.

Problematisch für Unions Spiel war in einigen Situationen, dass noch nicht ganz klar zu sein schien, ob oder wie die Sechser in den Spielaufbau eingebunden werden sollen. Es war kein klares Muster zu erkennen, in welchen Räumen sich Schmiedebach (der auch dann meist tiefer positioniert war) und Prömel sich für Pässe aus der Abwehr heraus anbieten sollen. Die Folge war, dass beide wenige Bälle im Aufbau bekamen und ihre prominenteren Aktionen in Gegenpressingmomenten in Aues Hälfte hatten.

Unentschiedenes Pressing

Das bringt uns zu Unions Pressing, das noch etwas unfertig wirkte. Nachdem man in den ersten Minuten einige Male aggressiv Aues Dreierkette, in deren Zentrum Christian Tiffert spielte, anlief, zogen sich die Spitzen in Unions Defensivformation, Sebastian Andersson und Marcel Hartel, danach etwas zurück und beschränkten sich meistens darauf, Pässe in Aues zentrales Mittelfeld zuzustellen.

Trotzdem gab es einige Ausbrüche und Ansätze von Angriffspressing, meistens initiiert von Hartel oder Kenny Prince Redondo. Diese Momente wurden aber oft von den anderen Pressingspielern nicht übernommen. Außerdem rückte der Rest der Mannschaft selten so weit auf, dass man in hohem Pressing Geschlossenheit hätte wahren können: Ken Reichel zum Beispiel schob oft nicht früh auf Aues Flügelverteidiger Rizzuto heraus (sondern erst, wenn der den Ball mit den Aue-typischen Diagonalbällen bekam, wobei Reichel allerdings oft zu spät kam und wenige Zweikämpfe gewann).

Offensiv Szenen Ausspielen

Vielleicht besonders typisch für ein erstes Saisonspiel war, dass in auffällig vielen Offensivszenen Unions unterstützende Laufwege etwas zu spät gegangen wurden. So fehlten den Flügelspielern in einigen Situationen hinterlaufende Außenverteidiger; nach Balleroberungen (oft Akaki Gogia) einige Male Anspielstationen im Konter. Sebastian Andersson dagegen zeigte zwar gute Laufwege in die und in der Spitze, ihm fehlt aber in der Ballverarbeitung noch ein wenig Präzision. Weil das für Felix Kroos Freistoß nicht galt, kann Union aber in Ruhe an der Ausarbeitung seiner neuen Mannschaft arbeiten.

Szene des Spiels

Herrenaffen

"...genug gesagt..."; Photo: Felix/Union in Englisch

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