Offensiv-Schwäche und ein 4-0

Union

Die Aufstellungen zu Beginn: Union mit offensiver Doppel-Acht, Fürth muss Wittek sehr früh ersetzen.

Union beendet die Diskussion über Unentschieden und Offensiv-Schwäche mit einem 4-0 gegen Fürth.

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Seit hier das letzte Mal etwas erschienen ist, hat Union in Dortmund ein besseres Ergebnis erzielt als der FC Bayern, und in Regensburg ereignisreich Unentschieden gespielt. Etwas ausführlicher kann man im Textilvergehen nachhören, was dabei passiert ist.

Das erste dieser Spiele war vor allem auch am Ball eine sensationell gute Leistung. Und es gab die Frage auf, wie viel von dem dabei gezeigten Mut und Selbstvertrauen man von Union auch in der Liga sehen würde. Das Spiel in Regensburg zeigte nur in einigen einzelnen Szenen die Art von Kombinationen von hinten heraus durch die Mitte, auf die Unioner im Anschluss an Dortmund häufiger hoffen werden. Sie reichten aber nicht aus, um die Fragen nach vermeintlicher Offensiv-Schwäche Unions verstummen zu lassen.

4-0

Im Mainstream des Union-Diskurs wird ein vier-zu-null Sieg gegen Fürth dieses Thema wohl erstmal beenden. Dabei hat sich Union diesen Sieg zwar relativ eindeutig verdient, aber offensiv nicht unbedingt so sehr dominiert, wie es das Ergebnis oder auch die von der Entstehung der (genutzten) Torchancen etwas verzerrten Expected Goals vermuten lassen würden.

Aussagekräftiger über Unions offensive Ambitionen als die vier Tore war fast die Entscheidung, die Urs Fischer über die Besetzung des zentralen Mittelfelds traf, in dem Grischa Prömel gesperrt fehlte. Während die engsten Beobachter Unions in der Presse mit Micha Parensen auf der Sechs rechneten, entschied Fischer sich für eine viel offensivere Variante: Manuel Schmiedebach spielte (wie schon einige Male) als alleiniger Sechser, und mit Marcel Hartel rückte ein offensiver Mittelfeldspieler auf die Doppelacht neben Robert Žulj.

Weil außerdem Suleiman Abdullahi auf der rechten Außenbahn spielte trat Union in seinem 433 also mit zwei gelernten Stürmern, einem Flügelstürmer und zwei eigentlichen Zehnern an. Sehr viel mehr Offensive gibt der Kader nicht her (gut, man könnte noch Eroll Zejnullahu auf Schmiedebachs Position stellen).

Stilmittel

Um diese offensive Präsenz zu nutzen wählte Union aber wieder oft lange Bälle. Und wenn man damit auf Sebastian Polter zielen kann und ihn in der Verarbeitung der zweiten Bälle mit dem aufgezählten Personal unterstützen kann, ist dagegen ja auch nichts einzuwenden. Wie das aussehen kann, zeigte das 1-0: Polter legt einen hohen Ball auf Žulj ab, Hartel besetzt (wenngleich im Abseits) eine Schnittstelle, die Union in den letzten Spielen recht häufig nicht gut attackiert hat, und der ballferne Flügelstürmer Mees nutzt die Überladung der ihm fernen Seite, um in der Mitte Platz zu finden das Tor zu schießen.

Beim 2-0 gab es den langen Ball dann nicht nach, sondern vor einem Einwurf. Die Überladung der rechten Seite und Mees Laufweg, um sie auszunutzen, waren aber die gleiche.

Polter Mees

2x8 + 2x9 = 4; Photo: Felix/Football & Wildlife Media/Union in Englisch

Dass der Fokus in Unions Offensivspiel auf diesen langen Bällen lag heißt aber nicht, dass Union spielerische Lösungen für Szenen gescheut hätte. Man hat diese Versuche nur eben in eine andere als die eröffnende Phase der Angriffe verlegt. Wenn Union aber den Ball nach Ablagen von Polter oder aus dem Gegenpressing heraus in engen Räumen bekam, war die Mannschaft sichtlich bemüht, sich in Dreiecken aufzustellen und sie durchzuspielen. Zu sehen war das etwa vor dem Freistoß zum 3-0.

Doppel-Zehner-Acht

Egal ob Marcel Hartel allein auf der Zehn oder wie hier als Teil eines doppelt besetzten offensiven Mittelfelds spielt: mit seinen ausweichenden Bewegungen und Bereitschaft, den Ball zu halten und sich nach vorn zu drehen trägt er oft dazu bei, mehr Verbindung zwischen Unions Mannschaftsteilen zu schaffen. Das war auch in diesem Spiel der Fall und wichtig, da Union sonst Gefahr gelaufen wäre, zwischen den hinteren sechs und den vorderen fünf als Mannschaft zu zerbrechen.

Dagegen hatte Žulj die Aufgabe, Polter im Pressing zu unterstützen und eben in Ballbesitz dessen Ablagen zu verarbeiten. Zwischen den beiden Mittelfeldspielern gab es also schon eine Aufteilung, die der zwischen Achter und Zehner nahe kommt.

Allerdings ist auch nicht zu leugnen, dass die beiden, und wegen dieser Rollenverteilung insbesondere Hartel, nicht immer schnell genug in Defensivpositionen kamen. So konnte Fürth einige Male durch viel Platz im Mittelfeld auf Unions allerdings gewohnt gute Restverteidigung zulaufen. In diesen Momenten war zu sehen, dass Urs Fischer in diesem Spiel tatsächlich, und wohl mehr als bisher je bei Union, defensive Risiken für offensive Durchschlagskraft einging.

Szene des Spiels

Marvin Friedrichs pressingresistenter Hackentrick relativ früh in der zweiten Halbzeit.

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