Paderburn
Union kommt beim 1-3 mit der Hitze von Paderborns Offensive nicht klar und verbrennt sich ein wenig, sodass die Temperatur beim Team Pfanne heiß ein wenig fällt.
Die erste Halbzeit
Weder Union noch Paderborn sind in dieser Saison dafür bekannt, ihre Formation oder ihre Herangehensweise an das Spiel von Partie zu Partie stark zu verändern. So konnte kaum überraschen, dass Urs Fischers Mannschaft im gewohnten 433 antrat und im 442 presste, während Steffen Baumgart insgesamt auf letztere Formation setzte - was man aber nicht sagen kann, ohne auf die Besonderheiten des Paderborner 442 zu verweisen, die ich im Spiel-Plan bei Textilvergehen angedeutet habe.
Dem Charakter der Mannschaften entsprechend war es auch keine Überraschung, dass die Bildregie (ich war leider nicht im Stadion) mehrfach verpasste, wie Angriffe einer Mannschaft in den Strafraum kamen. Denn sowohl Paderborn als auch Union haben ihre wesentlichen offensiven Stärken in Schnellangriffen. Gerade die Gäste an der Alten Försterei zeigten dabei eine Vorliebe für die Momente nach Torchancen oder Fast-Chancen für Union. Wie auch beim 1-0, das aber nur insofern überraschend kam, als im Moment von Antwi-Adjejs Schuss kaum jemand genau damit rechnete.
Allerdings wäre es falsch, zu unterschlagen, dass gerade in diesem Spiel beide Teams auch immer wieder Risiken dabei eingingen, den Ball in der eigenen Hintermannschaft flach laufen zu lassen. Unions Viererkette stand nach dem Spiel in der Kritik. In diesem Punkt hatte sie aber auch gute Momente. Nur dauerten diese guten Momente oft weniger lang an als Paderborns Pressingphasen. Ganz gut wird das von der [Szene des Spiels] illustriert.
Paderborn produktiv
Nun ist Unions Abwehr im Allgemeinen und Viererkette im Besonderen viel gelobt worden in dieser Saison, und mit Recht. Aber eben auch immer unter anderem dafür, besser zu sein als erwartet. In diesem Spiel sah die Union Defensive nun weniger gut aus. Man könnte dafür Formschwankungen verantwortlich machen. Aber wir sind hier ja in einem Taktik-Blog, und die Regeln dieses Diskurs besagen, dass es für solche Defizite strukturelle Ursachen geben muss.
In diesem Fall begannen diese Ursachen in Unions Pressing. Das gab es, es hatte aber kaum einen Effekt. Denn Union versuchte etwas, das man sogar hohes Angriffspressing nennen kann, doch Paderborn gelang es gut, sich daraus ohne viele lange Bälle zu befreien. Das war möglich, weil sich Paderborns Angreifer und Flügelspieler immer wieder gut zurückfallen ließen. Damit schufen sie zusätzliche Anspielstationen im Mittelfeld und zwangen Union Viererkette, sie entweder zu verfolgen und die eigene Ordnung und gegenseitige Absicherung zu verlieren; oder eben freie Relais-Stationen für Paderborns Angriffe zuzulassen. Es gab Beispiele für das Scheitern beider Reaktionen. Verschärft werden solche Probleme gegen Paderborn davon, dass Klement und Vasiliadis nun mal hervorragende Nadelspieler im grobmaschigen Stoff des Sechserraums sind.
Überhaupt: Die Geschichte dieses Spiels war nicht, dass Union schlecht war, sondern Steffen Baumgarts Mannschaft gut.
Interessante Wechsel
In der zweiten Halbzeit gab es eine Abfolge interessanter Auswechslungen, mit der prägnantesten von Union: Sebastian Polter für ... Christopher Trimmel. Das ist aktiv merkwürdig. Denn es hatte zur Folge, dass Marcel Hartel die Position von Trimmel einnahm. Aber es ist gleichzeitig schlicht wahr, dass Hartel nun als Rechtsverteidiger spielte.
Diese Beschreibung greift aber auch zu kurz, weil Marcel Hartel eigentlich immer nur Cello spielt, egal wo auf dem Feld er das gerade tut. Für die letzten 20 Minuten am Samstag dribbelte er nun also durch den tiefen rechten Halbraum, statt wie zuvor offensiv am Flügel.Dass Hartel nun aber eben Unions Rechtsverteidiger war, machte sich spätestens beim 2-0 bemerkbar, als Hartel nach einem Befreiungsschlag erstens den Zweikampf gegen Michel führen musste, und ihn zweitens vermeidbar verlor. (Das 3-0 und das 3-1 waren dagegen reine garbage time Tore.)
Leider war die Zeit zwischen dem Polter-Trimmel-Wechsel und den Paderborner Umstellungen davor und danach etwas zu kurz um wirklich zu beobachten, wie die Wechselwirkung dazwischen war. Steffen Baumgart hatte zunächst mit der Einwechslung von Klaus Gjasula für Zolinski auf ungefähr 4141 umgestellt. Er brachte dann aber sofort auch Khiry Shelton für Vasiliadis und revidierte diese Umstellung so. Ob die ohnehin nicht dauerhaft geplant war, oder ob sie angesichts von Polters Einwechslung revidiert wurde, ist schwer zu sagen. Ein schlagendes Argument, warum letzteres notwendig hätte werden sollen, fällt mir aber nicht ein. Dagegen spricht aber ohnehin, dass Unions Formationswechsel zum 442 schon zehn Minuten zuvor geschehen war.
Szene des Spiels
Akaki Gogias Außenrist Flick wäre in Frage gekommen, hätte er nicht auch in der garbage time der 93. Minute stattgefunden. So versinnbildlicht die Minute zwischen 5:05 und 6:05 Unions Mühen und Paderborns Dominanz. Diese Passage beginnt mit einem Einwurf von Christopher Trimmel unter Fischers Augen. Als Friedrich den Ball auf Gikiewicz spielt, scheint Unions Aufbauraute (aus ihm, den Innenverteidigern und Schmiedebach) die Situation noch gegen Paderborns zwei Stürmer zu beherrschen. Doch schon einen Augenblick später wird Schmiedebach von Vasiliadis unter Druck gesetzt und spielt einen unsauberen Ball auf den einzigen annährend freien Mitspieler, wiederum Friedrich. Die einzige annährend freie Mitspielerin zu sein ist nie eine komfortable Situation, denn damit geht einher, dass für das pressende Team klar ist, wohin sich der Druck als nächstes richten muss. So wie in diesem Moment von Jimmy Antwi-Adjej gegen Friedrich.
Dass er den Ball nun nicht schlägt, sondern einen Flachpass auf Trimmel spielt und einen weiteren versucht, zeigt was Union in diesem Spiel unternahm, und welche Probleme es damit hatte. Zwar blieb dieser kurzzeitige Ballverlust mit Glück für Union ohne direkte Folgen. Doch dass sich fast identische Sequenzen danach auf der anderen Seite noch einmal abspielten, zeigte, wie prekär Unions Position in diesem Spiel war.
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