Union bekommt nicht den Ball nach vorn, um ein Tor zu machen, sondern seinen Torhüter

Union

Die Aufstellungen zu Beginn: Žulj und Kroos wechseln sich weiter ab

Union kann die Form des dominanten Auftritts in Ingolstadt nur in die ersten 15 Minuten des Spiels gegen Heidenheim retten, ist dann lange ungefährlich und findet schließlich nicht Rafal Gikiewicz im Tor, sondern ein Tor in Rafal Gikiewicz.

Dass Union am Montag in Ingolstadt das Spiel dominierte und viele Chancen kreierte, verdankte es gutem Pressing, mit dem Union das größte Problem im Offensivspiel bisher - die Einbindung des offensiven Mittelfelds in das Aufbauspiel - umgehen konnte. Die Herangehensweise von Frank Schmidts Heidenheim verhinderte aber, dass genau das noch einmal passierte, und stellte Union wieder vor die Schwierigkeit, eben jene Anbindung zu schaffen.

Das gelang Urs Fischers Mannschaft lange nicht. Egal ob Manuel Schmiedebach zwischen die Innenverteidiger zurück fiel oder sich vor ihnen anbot: In Unions Aufbauspiel klaffte ein großes 'Achtloch', weil weder Grischa Prömel noch Robert Žulj sich im Raum zwischen sich selbst und Schmiedebach Bälle abholten. Heidenheims beiden Spitzen fiel es dann leicht, Schmiedebach im Aufbauspiel entweder zuzustellen, oder ihm offensive Passoptionen zu nehmen.

Žulj vor

Robert Žulj hätte gern mehr Bälle nach vorn gespielt bekommen; Photo: Felix/Union in English/Football & Wildlife Media

So fand Union - eigentlich das ganze Spiel über - keine anderen Weg, den eigenen Offensivspielern den Ball zu geben, als den über die Außenverteidiger im Aufbau. Weil keiner der offensiven Außenbahnspieler einen überdurchschnittlich guten Tag im 1v1 hatte, führte das nicht zu Torchancen.

Wenn Union aber nun diese strukturellen Probleme in seinem Offensivspiel hatte, warum hat es dann in den ersten 15 Minuten gut funktioniert, und was hat sich danach geändert? Ich würde sagen: Nichts. Oder fast nichts. Denn was in der Anfangsphase zu Unions guten Momenten führte waren Situationen, in denen das eine Mittel, das immer zur Verfügung stand, funktionierte: Lange Bälle auf Sebastian Andersson, die von ihm abgelegt wurden.

Gerade wenn man diese Beschreibung von Anderssons Rolle in einem Taktik-Blog liest, kann man leicht meinen, eine pejorative Konnotation dabei herauszuhören. Das wäre aber ebenso falsch wie deshalb zu denken, Andersson sei spielerisch - technisch oder taktisch - limitiert. Im Gegenteil zeigte er gerade in diesem Spiel, dass er sehr beweglich darin ist, auf die Flügel auszuweichen, um diese Rolle zu erfüllen, und dabei Platz für einen tororientierten Mittelfeldspieler wie Žulj zu öffnen. Und bei Unions beiden besten Chancen in der Anfangsphase war Andersson nicht nur mit körperlicher Präsenz, sondern auch mit technisch sehr guten Ablagen (im Stil Philipp Hosiners) beteiligt.

Keine Pressing-Offensive

Dass Union anders als gegen Ingolstadt auch über das eigene Pressing nicht oft zu Offensivszenen kam, hatte ebenfalls mit Heidenheims Plan zu tun, das keine Ballverluste mit flachem Aufbauspiel riskierte. Aber auch mit dem von Union, denn Urs Fischer wich mit seinem Team wieder von der 433 Pressing-Staffelung ab, die dazu wesentlich beigetragen hatte. Obwohl auch Heidenheim oft mit einer Dreierkette im Spielaufbau agierte, griff Union die Gäste wieder im 442 an - oder auch nicht, denn Unions Pressing war eher verhalten und fand nicht im Angriff statt.

Einen Vorwurf kann man Union deshalb aber wahrscheinlich trotzdem nicht machen. Denn Fischer antizipierte mit dieser Einstellung eben Heidenheims Strategie, gefährliche Ballverluste zu vermeiden.

Die Schlussfolgerung, die man aus solchen Konstellationen ziehen kann, ist dann, dass es eben notwendig ist, das oben beschriebene Problem im Aufbau zu lösen, wenn man verlässlich offensiv produktiv sein möchte.

Szene des Spiels

Als Rafal Gikiewicz die linke Strafraum-Seite überlud:

Rafa vorn

So viel Monty Python in den Heidenheimer Gesichtern; superbes Photo: Felix/Union in English/Football & Wildlife Media

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